Kalkbrut (Ascosphaera-Mycose)
Die Krankheit und wie man sie erkennt
Verursacher ist der „Schimmelpilz“ Ascosphaera apis (früher: Pericystis apis). Seine Ausbreitung erfolgt durch winzige, leicht ovale, etwa 3 Nanometer lange (Asco-) Sporen. Sie gelangen in der Regel mit dem Larvenfutter in die Rundmaden, aber die Infektion kann auch über die Körperoberfläche geschehen. Im Mitteldarm der Made, besonders am Darmende, keimen die Sporen unter starker Vergrößerung ihres Volumens aus. Die hervortretenden Pilzfäden durchbrechen die Darmwand und entwickeln in der Körperhöhle der Made ein verzweigtes Mycelium. Es füllt zuerst den hinteren Teil der Made und wuchert dann nach vorne. Die außen am Madenkörper gelandeten Sporen müssen mit ihrem Keimschlauch erst die Chitinhaut der Made durchdringen, um ihr Pilzgeflecht in der Made ausbilden zu können. Die Larven sterben in der Regel als Streckmade oder Vorpuppe, meist in der bereits verdeckelten Zelle. Sie verfärben sich mattgelblich, werden schwammig, lederartig und schließlich harte Mumien. Das Pilzgeflecht kann auch die Madenhaut durchstoßen und breitet sich dann an der Oberfläche als weißer flaumiger Überzug aus. An der Madenoberfläche kommt es auch zur Sporenbildung.
Ascosphaera apis bildet zweierlei Pilzmycelien aus: männliche und weibliche. Das männliche wächst etwas schneller, besitzt einen mehr gelblichen Farbton und ist etwas feingliedriger als das weibliche. Wenn die verschiedengeschlechtlichen Pilzfäden miteinander in Berührung kommen, bilden sich Geschlechtsorgane aus. Das zylindrische (männliche) Antheridium entlässt seinen Inhalt in das kugelige (weibliche) Oogonium, worauf dieses zu einer bräunlichen, zuletzt fast schwarzen runden Kapsel, dem Fruchtkörper, heranwächst. Darin entstehen zahlreiche runde Ballen (Asci), die mit den Sporen angefüllt sind. In den Asci sind beide Geschlechter von Sporen, die äußerlich nicht zu unterscheiden sind, im gleichen Zahlenverhältnis gemischt. Die Fruchtkörper, auch Sporangien genannt, entwickeln sich massenhaft, besonders am hinteren und mittleren Teil der Madenmumien. Dadurch bekommen diese schmutzig-dunkelgrüne bis grauschwarze Flecken oder nehmen später insgesamt diese Färbung an. Wenn gelegentlich eine Made nur von Mycelien eines einzigen Geschlechtes durchwuchert wird, kommt es zu keiner Fruchtkörperbildung und die Mumien bleiben weiß.
Es hat den Anschein, dass der Pilz in zwei voneinander unabhängigen Varianten auftritt, einer mit kleineren (ca. 70 Nanometer) und einer mit größeren (ca. 130 Nanometer) Sporangien. Darauf kam man, als man den Pilz untersuchte und die kalkbrütigen Waben eine Zeitlang außerhalb des Volkes aufhob. Bei niedrigen Temperaturen scheint sich die Form mit größeren Fruchtkörpern zu entwickeln. Überhaupt scheint der Pilz in vorübergehend unterkühlter Brut besonders gut zu gedeihen. Bei 30 °C ist die Fruchtkörperbildung am ausgeprägtesten.
Die Kalkbrutmumien sitzen locker in den Zellen. Wenn man die Wabe schüttelt, hört man es darin klappern. Nach Öffnen der Zelldeckel fallen die Mumien heraus. Sie lassen häufig noch deutlich den Madenkörper erkennen. Es kommt aber auch vor, dass die Made noch vor der Deckelung abstirbt und verpilzt. Dann bildet sie in der Zelle einen weißen Pfropfen, der sich mit Fruchtkörpern überziehen und dann an graugrünen Pollen erinnern kann.
Für die Bienen ist es ein leichtes, die Kalkbrutmumien aus den Zellen zu ziehen und aus dem Stock zu entfernen. Oft wird man durch das Erscheinen der weißen oder weißgrau gefleckten harten Gebilde auf dem Flugbrett überhaupt erst auf die Krankheit aufmerksam.